Jefferson Farfan hatte richtig Spaß am Dienstag vor der Abreise der Schalker Mannschaft nach Enschede. Gut gelaunt und gar nicht müde präsentierte sich der Peruaner beim Training auf dem S04-Vereinsgelände und machte auch nachher noch reichlich Späße mit den Teamkollegen.
Dass er diese noch drei Tage zuvor im Stich gelassen hatte, ist angeblich kein großes Thema mehr im Kreise der Mannschaft. „Das ist wirklich das kleinste Problem zurzeit“, wiegelte etwa Lewis Holtby ab. Mitspieler wie Verantwortliche tun derzeit alles dafür, die störenden Nebengeräusche nicht zu laut werden zu lassen.
Schließlich haben sie in Gelsenkirchen momentan genug damit zu tun, die sportlichen Rückschritte nicht zu einer Krise wachsen zu lassen. „Ich habe nie gesagt, dass ich sauer auf Jeff war. Er hat mir seine Gründe, warum er sich fürs Spiel in Freiburg nicht fit genug gefühlt hat, gesagt“, meinte Huub Stevens. „Ich hoffe aber, dass er am Sonntag wieder fit ist.“
Weil er wegen seiner dritten Gelben Karte im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Twente Enschede gesperrt ist, kann sich Farfan noch ein paar Tage ausruhen. Am Sonntag gegen den Hamburger SV wird er aber wieder gebraucht. Aufrund der großen Personalnot muss er keine Sanktionen durch den Verein fürchten, sondern erhält eine Chance zur Bewährung. „Es geht uns nicht darum, ein Zeichen zu setzen, nur um des Zeichens willen“, sagte Manager Horst Heldt.
Die Möglichkeit zur Wiedergutmachung habe Farfan seiner Meinung nach verdient. Schließlich seien die Umstände, die zu seinem Rauswurf aus dem Kader fürs Freiburg-Spiel geführt haben, nicht geklärt. „Jeff hat betont, dass er die Situation missverstanden habe. Es war aber wohl nicht so, dass er sich zu müde für einen Einsatz fühlte“, berichtet Heldt.
Farfan selbst muss sich beweisen, denn noch hat er keinen Vertrag für die kommende Saison. Schalke wird nicht mit einem neuen Angebot auf den launischen Angreifer zukommen. Möglicherweise lassen sich auch einige der angeblich an ihm interessierten europäischen Topklubs vom schlechten Bild, das er immer wieder mal in der Öffentlichkeit abgibt, abschrecken.
Bis das Kapitel Farfan und Schalke im Mai geschlossen wird, haben beide Seiten noch große sportliche Ziele zu erreichen. Der Spieler muss sich ins Schaufenster stellen und für den Verein ist Farfan in Topform für den angestrebten Einzug in die Champions League und mögliche weitere Runden in der Europa League hilfreich. „Jetzt ist jeder gefordert. In einer Phase, in der es nicht so gut läuft, müssen wir als Mannschaft enger zusammen rücken, denn nur gemeinsam werden wir Erfolg haben“, weiß Heldt.
Ob sein Appell beim Spieler namens Farfan ankommt, ist indes zu bezweifeln. Nur zu oft hat der Südamerikaner in der Vergangenheit bewiesen, dass er als Ich-AG unterwegs ist. Ob die verspätete Anreise zum Trainingsauftakt oder eine schludrige Umgangsweise mit der Behandlung von Verletzungen inklusive professioneller Reha: Farfan hat gerne seinen Status als Kicker mit besonderen Fähigkeiten für Privilegien genutzt.
Dass es in der Kabine eine Aussprache zwischen der Mannschaft und ihrem exzentrischen Mitglied gegeben hat, wollte keiner der Spieler öffentlich zugeben. Es bringt auch nichts, eine etwaige Stimmungstrübung nach außen zu tragen, denn die bevorstehende Aufgabe in Enschede erfordert alle Konzentration. Danach kann Farfan wieder die Schlagzeilen bestimmen, am besten positive im Spiel gegen den HSV.